Der Weggang von Stefan Ottlitz ist für den „Handelsblatt“-Autor ein Führungsdrama mit weitreichenden Folgen.
„Was ist los beim „Spiegel“, fragt er in seinem
Linkedin-Post. Nicht nur die „Spiegel“-Journalisten wollen wissen, was der Abgang von Stefan Ottlitz wirklich bedeutet: “Der 49-Jährige fungierte im Top-Management als eine Nummer zwei, die eine heimliche Nummer eins war, jedenfalls wenn man an die Zukunft dachte. Keine alltägliche Sache also, ein weiteres Führungsdrama in der Hinterlassenschaft von Rudolf Augstein, der 2002 starb.“ (…)
Hans-Jürgen Jacobs hat recherchiert und kommt zu dem Ergebnis: „Es wird klar, dass die bisher gewählte offizielle Darstellung – „Business as usual“ – ins Reich der Fabeln gehört. Vielmehr stellt sich heraus, dass Abgänger Ottlitz offenbar nach unbestätigten Informationen einen neuen langfristigen Vertrag für sein Wirken in der Geschäftsführung gefordert hat, versehen mit einer Klausel, wonach er bei einem zu erwartenden Abgang von Thomas Hass niemanden mehr neben sich haben werde da ganz oben. Hass ist Sprecher der Geschäftsführung, im Alter von 60 Jahren wird in solchen Fällen üblicherweise schon mal an die Nachfolge gedacht.
Gegen solche Ideen gab es aber, so lauten entsprechende Informationen, in der Mitarbeiter KG Widerstand, und zwar auf Verlagsseite. Das Ganze war dann auf Seite des größten „Spiegel“-Gesellschafters (Anteil: 50,5 Prozent) allem Anschein nach auch nicht mehr von Markus Brauck zu steuern – dem von der journalistischen Seite entsandten Sprecher des Gremiums. Daraufhin soll der enttäuschte Stefan Ottlitz seinen Wunsch verkündet haben, das Weite zu suchen. Die Folge: eine missglückte Kommunikation über eine Implosion.
Man schlafwandelte in ein PR-Desaster. Und die stets an Aufklärung interessierten Journalisten des Hauses wollten umso intensiver wissen, was da wirklich passiert ist. Die Verhältnisse beim „Spiegel“ sind eben kompliziert, in einem Laden, der den Mitarbeitenden selbst gehört - eine Schenkung von Augstein, die er später auch bereut hat.
Die Stärke des gelernten Journalisten Ottlitz, der lange Zeit bei „Spiegel Online“ und „Sueddeutsche.de“ gearbeitet hatte, war Erfahrung und Kompetenz in Fragen der Digitalpublizistik. Sein Wirken in Hamburg war cum grano salis nicht nur erfolgreich, aber jetzt tut sich beim „Spiegel“ erkennbar an der Spitze ein digitales Vakuum auf, das der gänzlich anders sozialisierte Chefredakteur Dirk Kurbjuweit, 63, kaum füllen kann.
Damit werden in der Branche schnell Gerüchte zirkulieren, wer aus einem anderen Medienhaus kommen möge, um in der „Spiegel“-Chefredaktion die vakante Funktion auszufüllen. Vielleicht wird man am Ende ja sogar in Hamburg fündig, who knows.“
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