Wie das Jugendmedienangebot „funk“ das Printhaus FAZ beauftragt hat, die junge Zielgruppe mit Wirtschaftsthemen auf YouTube zu erreichen.
Die Datenjournalistin Christina Gruber hat für „
Wirtschaftsjournalist:in“ über das Medienangebot recherchiert. Hier ein Auszug:
„Der Untergang des Trend-Zuckerbäckers Royal Donuts, das Goldbär-Drama in der Chefetage von Haribo oder das Milliardengeschäft der Premier League: Wirtschaftsjournalismus funktioniert auch für die junge GenZ-Zielgruppe, wenn er munter verpackt in gut recherchierten und gleichzeitig entertainigen YouTube-Videos daherkommt. Davon waren die Wirtschaftsredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und „funk“, das Jugendangebot von ARD und ZDF, überzeugt. Und hoben gemeinsam „Was kostet die Welt?“ aus der Taufe, ein jung präsentiertes Wirtschaftsformat auf YouTube.
Die Idee scheint aufgegangen zu sein – gerade kritische und aktuelle Unternehmens-Storys zu Love-Brands und bekannten Marken wie DAZN, Playmobil, Oatly, Lidl oder Royal Donuts verzeichnen mehr als eine Million Videoviews. Aktuell liegt der Durchschnitt bei rund 450.000 Aufrufen pro Beitrag, der Kanal hat derzeit 260.000 Abonnenten.
Das Erfolgsprojekt startete damit, dass sich das Printhaus mit seiner Formatidee ganz normal bei dem öffentlich-rechtlichen Jugendangebot bewarb. „Dieser Prozess ist bei funk standardisiert“, berichtet FAZ-Videoredakteur Daniel Blum, der das Projekt leitet. Zuerst wurde der Konzept-Fragebogen eingereicht. „Wir hätten auch andere Formate pitchen können“, so Blum. „Aber wir sahen die größten Erfolgschancen im Bereich der Wirtschaftsthemen, da es dort eine Lücke im Portfolio von funk gab.“ Lukas Meya, Partnermanager und Verantwortlicher auf der Seite von funk, stimmt zu: „Da uns im Portfolio ein Wirtschaftsformat fehlte, gab es einen offenen Pitch, den die FAZ mit ihren Ideen und ihrer großen Expertise für sich entscheiden konnte.“
Bei dem Jugendangebot gibt es derzeit 65 aktive Formate, die meisten werden durch externe Produktionsfirmen hergestellt. „Auch bei der Zusammenarbeit mit der FAZ handelt es sich um eine Auftragsproduktion“, sagt Michael Lörke, bei funk verantwortlich für den Bereich Recht, Finanzen und Produktion. Prinzipiell kann jeder eine Formatidee bei funk einreichen, das geht online unter https://play.funk.net/formatidee.
Bevor die eigentliche Produktion in 2023 begann, startete 2022 eine mehrmonatige Formatentwicklungsphase, für die die FAZ ein eigenes Team aus Redaktionsmitgliedern abstellte. In dieser Phase, die vertraglich vereinbart und von funk finanziert war, wurden die grundsätzlichen Fragen geklärt: Wer ist die Zielgruppe, was ist der Anspruch an die Videos, welcher Ton soll angeschlagen werden? „Wir haben in dieser Zeit drei Pilotfolgen produziert, um das Konzept zu testen“, berichtet Blum. Dabei musste die Lernkurve bei den FAZ-Kolleginnen und -Kollegen steil sein: „Unser Team brauchte neue Fähigkeiten, die in einer traditionellen Printredaktion erst entwickelt werden müssen“, sagt Blum. „Wir hatten bis dato noch keine Erfahrung mit der professionellen Umsetzung von Videoinhalten in der Langform.“
Das Projekt erfordere vor allem ein Gespür dafür, wie ein YouTube-Video aufgebaut sein muss, betont „funk“-Verantwortlicher Meya. Es gehe auch um die Fragen, wie die Spannung gehalten werden kann und wie die Zielgruppe angesprochen werden sollte. „Geschichten für YouTube zu erzählen, unterscheidet sich doch recht grundlegend vom Verfassen von Zeitungsartikeln.“ Hilfestellung kam von funk in Form von Formatentwicklungs-Workshops, Dramaturgie-Coachings und Sprechtrainings für die Hosts. „Wir haben auch viel an der visuellen Gestaltung gearbeitet“, sagt Meya. Die Unterstützung half dem Team, seinen eigenen Stil zu finden, bestätigt Blum. (…)
Die vollständige Fassung des Beitrags lesen Sie hier.