Auf der re:publica Hamburg spricht der Wirtschaftsjorurnalist über Fehler und Fuckups. Er meint: „Wir Journalisten sollten das öfter tun.“
Felix Rohrbeck, Co-Gründer von „Flip“ und Investigativjournalist, hat eine These aufgestellt, die er im Selbstversuch bei der
re:publica am 19. September testen will: Der Journalismus manipuliert, ist fremdgesteuert und lügt – solche Kritik schlägt ihm vor allem in den sozialen Netzwerken entgegen. Was dagegen hilft? Das, was Journalisten viel zu selten machen: Darüber sprechen, wie eigene Fehler und Fuckups im System wirklich zu Stande kommen.
In den vergangenen Monaten hat er sich im Rahmen eines Fellowships des Media Lab Bayern mit der Fehlerkultur im Journalismus beschäftigt. „Sie ist – vorsichtig formuliert – nicht besonders ausgeprägt.“ Auch wenn man lange nach Beispielen suche, in denen Journalisten einen Fehler zugeben und sich dafür entschuldigen: Man finde kaum welche. „In der Regel reagieren Journalisten auf Kritik mit einem eingeübten Reflex: Sie verteidigen sich, wollen recht behalten, gehen in die Gegenoffensive oder schweigen einfach.“
„Warum das ein Problem ist? Eine interessante Erkenntnis dazu stammt vom Kommunikationswissenschaftler Fabian Prochazka: Entscheidend für das (in Teilen der Bevölkerung) schwindende Vertrauen in den Journalismus sind weniger seine tatsächlichen Fehler und Schwächen, sondern die angenommenen Ursachen dafür. Kurz gesagt werden uns Fehler nur dann übelgenommen, wenn uns böse Absichten unterstellt werden – nicht, wenn wir Fehler machen, weil auch wir nur Menschen sind und mit wirtschaftlichen und strukturellen Zwängen zu kämpfen haben.
Ich glaube: Viele Menschen vermuten Manipulation, Fremdsteuerung und bewusstes Lügen, obwohl die tatsächlichen Gründe meist andere sind. Wenn wir diese aber nicht selbst erklären, überlassen wir es anderen, die Lücke zu füllen – oder die Menschen reimen sie sich selbst zurecht. Sie vermuten dann eine böse Absicht, auch wenn das in den allermeisten Fällen nicht zutrifft.“
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