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News / Andreas Tyrock als Anwalt der Leserschaft
Andreas Tyrock (Foto: Kerstin Kokoska)
05.09.2025   Aktuelles
Andreas Tyrock als Anwalt der Leserschaft
Wirtschaft vor der Haustür ist dem „WAZ“-Chefredakteur ein wichtiges Anliegen. Deswegen setzt er auf das Ressort.
Bei den Regionalzeitungen schrumpfen viele Redaktionen. Was macht das mit der Wirtschaftsberichterstattung? Kathie Preppner wirft für das Magazin von „Wirtschaftsjournalist:in“ einen Blick auf Ruhrgebiet und Rheinland. Ein Auszug:

„Die „WAZ“ unterhält immer noch 16 Lokalausgaben, von Bottrop über Gelsenkirchen bis Witten. Chefredakteur Andreas Tyrock hat vor einiger Zeit das Ressort Rhein-Ruhr mit dem Politikteil zusammengelegt, weil es hier viele Schnittmengen gibt. Wirtschaft bleibt jedoch ein eigenes Ressort.
 
„Die Wirtschaftsberichterstattung ist den Menschen hier sehr wichtig“, sagt Tyrock. „Schließlich ist das Ruhrgebiet immer noch eine der größten Wirtschaftsregionen Europas.“ Die Region ist mit Köln als Millionenstadt und Düsseldorf, Dortmund und Essen mit jeweils um die 600.000 Einwohnern die größte Metropolregion Deutschlands – jedenfalls wenn man Rheinland und Ruhrgebiet zusammen betrachtet. Hier sitzen auch viele Unternehmen und Konzerne, darunter einige Dax-Größen: Vonovia in Bochum, Eon in Essen, Thyssenkrupp in Duisburg, RWE in Essen, Henkel und Rheinmetall in Düsseldorf, Bayer in Leverkusen, Deutsche Post und Telekom in Bonn.

Die Redakteurinnen und Redakteure berichteten aber schon lange nicht mehr nur klassisch über Bilanzpressekonferenzen, sagt Tyrock. „Wir wollen den Menschen zeigen, was aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen für sie und ihre Familien bedeuten.“ Natürlich gebe es hin und wieder auch nostalgische Berichterstattung, in der es um das Revier als frühere Stätte des Steinkohlebergbaus mit seinen Zechen und Bergehalden geht. Aber es stört ihn, dass das Ruhrgebiet in den Medien häufig mit einem rückwärtsgewandten Blick und den Herausforderungen des Strukturwandels verknüpft sei. „Bei allen Problemen, die ich gar nicht kleinreden will: Das Ruhrgebiet ist viel attraktiver, als überregionale Medien es oft darstellen.“
Die „WAZ“ will in ihrer Wirtschaftsberichterstattung lieber Gegenwart und Zukunft in den Blick nehmen. Gerade im Digitalen sind die wichtigste Zielgruppe Menschen um die 40 und junge Familien. Seit Frühjahr 2019 gilt die Devise Digital First, seit rund drei Jahren arbeiten sie auch mit den Erkenntnissen aus den Online-Statistiken, den sogenannten User Needs. Dabei haben sich vier wichtige Leserinteressen herauskristallisiert, die unter den Schlagworten News, Verstehen, Fühlen und Handeln laufen. News sind aktuelle, kurze Nachrichten, von der Preisentwicklung bei Aldi bis zur „Giftliste“ von Thyssenkrupp; so nennt die IG-Metall die geplanten Stellenstreichungen und Stundenreduzierungen. Verstehen will die Leserschaft laut „WAZ“-Insights zum Beispiel, warum Evonik auch in die USA geht und wie sich der Markt in der Chemie entwickelt. Hier geht es um Frage-Antwort-Stücke, einordnende Kommentare. Unter dem Schlagwort Fühlen laufen emotionale Geschichten: Was macht Arbeitsplatzabbau mit den Menschen? Wie fühlen sich junge Menschen, die im Ruhrgebiet Startups gründen? Bemerkenswert fand Tyrock, wie gut Spartipps und Texte über Preisentwicklungen in der Region laufen. Das Ruhrgebiet sei extrem preissensibel. Solche Tipps zahlen auf das Nutzerbedürfnis Handeln ein.

Trotz des ständigen Blicks auf die Nachfrage gehe es aber vor allem darum, Anwalt der Leserschaft zu sein, sagt Tyrock. Mit den Menschen reden, an den Türen klingeln und fragen, wie es ihnen geht – das bleibe auch in Zeiten von KI fundamental. „Ich glaube, das Ruhrgebiet ist bei allen Brüchen und Problemen immer noch eine homogene Region, die auch sehr emotional tickt und stolz ist auf das regionale Miteinander“, sagt der gebürtige Niedersachse, der nach sieben Jahren als Chefredakteur des „General-Anzeigers“ in Bonn nun seit elf Jahren an der Spitze der „WAZ“ steht und seit vielen Jahren in Bochum lebt. Das sei auch ein wichtiges Gegengewicht zur Kommunikation der jeweiligen Unternehmen. „Da wollen die Leute sich doch nicht allein drauf verlassen. Sie brauchen die ‚WAZ‘ als unabhängiges Medium, um zu lesen, wie es wirklich ist.“
 
Nachdem die ersten Folgen des „WAZ“-Podcast „Am Abgrund“ über den angeschlagenen Stahlkonzern Thyssenkrupp erschienen waren, meldete sich der Konzern bei der Redaktion und bot an, dass Konzernchef Miguel López zum Gespräch mit den Hosts kommt. „Das zeigt mir, dass auch die Unternehmen anerkennen, dass Wirtschaftsberichterstattung hier in der Region eine große Rolle spielt und unsere Leute echt gut vernetzt sind“, sagt Tyrock. (…)“


Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Printausgabe von "Wirtschaftsjournalist:in".
 
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