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News / Britta Rybicki: Gesundheit als Wirtschaftsmarkt
Britta Rybicki (Foto: Lou Vincent)
29.08.2025   Aktuelles
Britta Rybicki: Gesundheit als Wirtschaftsmarkt
„Handelsblatt“-Journalistin Britta Rybicki berichtet über die ökonomische Seite von Medizin und Gesundheit. Was daran besonders reizvoll ist.
Im Magazin „Wirtschaftsjournalist:in“ geht es m Beitrag von Roland Karle um die Wirtschaftskraft des Gesundheitssektors.

„Wirtschaftsjournalisten verwenden gerne Metaphern aus der Medizin. Zu einiger Berühmtheit hat es in Deutschland beispielsweise „der kranke Mann Europas“ gebracht, womit die reformbedürftige Wirtschaft um die Jahrtausendwende (und neuerdings wieder) gemeint war. Den Begriff haben Ökonomen wie Hans-Werner Sinn oft verwendet, was ein lautes mediales Echo fand. Auch andere Sprachbilder auf den Wirtschaftsseiten klingen, als hätte man gerade Arzt oder Apotheker dazu befragt: Da leidet die Wirtschaft an „Wachstumsschwäche“, es werden Zinssenkungen als „Heilmittel“ gegen Rezession verschrieben oder die Regierung will mit einer „Schocktherapie“ Märkte beruhigen. 

Nicht nur im übertragenen Sinn kommen Medizin und Gesundheit in der Wirtschaftsberichterstattung vor. Sie bilden schließlich eigenständige Branchen – und werden aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für Mensch, Gesellschaft und Politik aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Die ökonomische Seite der Gesundheit zu durchdringen, ihre Produkte und Protagonisten zu verstehen, politische Entscheidungen und ihre Folgen zu beschreiben – dazu brauchen Journalisten fundiertes Wissen und müssen Zusammenhänge verstehen. 


Britta Rybicki (35) berichtet für das „Handelsblatt“ aus Berlin als Korrespondentin für Gesundheitspolitik und über die FDP. Zuvor war sie Teamleiterin des Newsletters „Handelsblatt Inside Digital Health“. Rybicki studierte Politik und volontierte an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalismus. Jüngste Veröffentlichungen befassen sich mit Kostentreibern der Krankenversicherung, Folgen von US-Zöllen für das deutsche Gesundheitssystem, Rentenplänen der Koalition – und fünf goldenen Regeln für gesundes Altern. Im Interview mit Roland Karle:


"Frau Rybicki, die Gesundheitsökonomie ist ein komplexes Gebiet. Wie sind Sie zur Expertin geworden?
Britta Rybicki: Durch viel Fragen, Lesen und Zuhören. Vor einigen Jahren habe ich beim „Handelsblatt“ an einem Newsletter zur Digitalisierung im Gesundheitswesen mitgearbeitet. Da habe ich schnell gemerkt, wie eng Gesundheit und Ökonomie zusammenhängen – und wie selten das verständlich erklärt wird. Seit Oktober 2024 berichte ich aus Berlin über Gesundheitspolitik und beschäftige mich vor allem mit Reformen, Finanzierung und Versorgung.

Was finden Sie reizvoll daran?
Mich reizt, dass so viele Ebenen zusammenkommen: Es geht um Geld, politische Entscheidungen, um medizinischen Fortschritt und am Ende immer um Menschen. Die Gesundheitspolitik und die Gesundheitsökonomie beantworten grundlegende Fragen: Wie wollen wir leben? Wie solidarisch ist unser System? Hinter Begriffen wie Arzneimittelpreise oder Klinikfinanzierung stecken oft ganz konkrete Gerechtigkeitsfragen: Wer bekommt was und warum? Das finde ich spannend.

Über Gesundheit, Medizin, Pharma, Wissenschaft – zudem in Verbindung mit wirtschaftlichen Fragen – verständlich zu berichten, damit tun sich viele schwer. Wie schaffen Sie das?
Ich frage mich am Anfang immer: Warum ist das wichtig und was steckt wirklich dahinter? Wenn ich das für mich klar habe, kann ich es meistens auch verständlich erklären. Wie in jedem anderen Berichtsfeld versuche auch ich, nicht zu sehr zu vereinfachen, aber Fachsprache und Jargon wegzulassen. Was immer hilft, sind konkrete Beispiele: Menschen, Entscheidungen, Situationen, an denen sich ein Thema zeigen lässt. Wenn am Ende jemand sagt: Jetzt verstehe ich das besser und hab etwas Neues gelernt, dann war’s ein guter Text. (...)

Ein Tipp für alle, die jetzt Lust auf das Thema bekommen haben: Was ist der beste und schnellste Weg, fit in Gesundheitsökonomie zu werden?
Nicht abschrecken lassen, einfach einsteigen. Am besten mit aktuellen Themen, über die gerade viel diskutiert wird: Klinikreform, Arzneimittelpreise, Krankenkassenfinanzen. Wer dazu ein paar gute Hintergrundtexte liest, mal einen Podcast hört oder mit Leuten aus dem Bereich spricht, kommt schnell rein. Und merkt ziemlich bald: Das ist spannender, als erwartet.“


Das vollständige Interview lesen Sie in der Printausgabe.

 
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