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News / Patrizia Laeri rät zur Ehe
Patrizia Laeri (Foto:SRF)
21.08.2025   Aktuelles
Patrizia Laeri rät zur Ehe
Die Schweizer Finanzjournalistin warnt unverheiratete Mütter vor finanziellen Folgen.
Die 48-jährige Schweizer Ökonomin Patrizia Laeri ist Journalistin und Unternehmerin. Nach ihrer Tätigkeit als Moderatorin von Börsen- und Wirtschaftssendungen beim Schweizer Fernsehen sowie als ehemalige Chefredakteurin von CNN Money Switzerland gründete sie im Herbst 2021 gemeinsam mit Nadine Jürgensen und Simone Züger die Medien- und Finanzplattform ElleXX.
 
Im Interview mit der Schweizer Zeitung „Der Bund“ erzählt Laeri von persönlicher Erfahrung mit dem Schweizer Vorsorgesystem. Diese Erfahrung führte für sie zu einer grundlegenden Änderung ihrer Ansicht zur Ehe, die sie nun als essenziell für die Absicherung von Frauen in Teilzeit betrachtet. Nach der unheilbaren Erkrankung ihres Partners heiratete sie ihn noch vor seinem Tod. Laeri lebt mit ihren minderjährigen Kindern in Zürich. In Deutschland sind eingetragene Lebensgemeinschaften besser abgesichert.  Ein Auszug aus der Schweizer Zeitung: 

"Sie bezeichnen sich heute als Finanzfeministin. Was verstehen Sie darunter?
Patrizia Laer.: Die wirtschaftliche Abhängigkeit hält Frauen auf und macht sie klein. Ich habe es mir zu einer Lebensaufgabe gemacht, darauf hinzuarbeiten, dass andere Frauen sich für Finanzthemen interessieren und aktiv werden. Das gelingt erfreulich gut: Unsere Finanz-Hacks-Kurse werden von 20-Jährigen ebenso besucht wie von 60-Jährigen. Meiner Ansicht nach ist Geld die letzte Frontlinie der Gleichstellung.

Was meinen Sie damit genau?
Ohne Geld keine Macht. Die immensen Auswirkungen der Geldlücken sehen wir in Zahlen gemessen am besten bei Gründerinnen. Nur gerade 1 Prozent des weltweiten Wagniskapitals fließt in Frauen. Dadurch bleiben ihre Business-Ideen, Produkte und Unternehmen klein. Frauen haben keine Chance, die Welt und die Wirtschaft zu verändern.
Erst wenn Frauen gleich viel Geld in den Händen haben wie Männer, werden sie die gleichen wirtschaftlichen Chancen und Macht haben. Erst wenn sie Geld haben, können sie wirtschaftlich und politisch gleichstellenden Wandel erzielen.

Wie sieht es aus bei der Vorsorge?
Hier sind Frauen, insbesondere Mütter, in der Schweiz häufig benachteiligt, da das Vorsorgesystem eng an die bezahlte Erwerbsarbeit gekoppelt ist. Rund 90 Prozent der Frauen arbeiten nach der Geburt von Kindern Teilzeit oder unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit ganz, um unbezahlte Betreuungsarbeit zu leisten. Dies führt dazu, dass sie deutlich weniger in die Pensionskassen einzahlen können und somit geringere Rentenansprüche erwerben.
Frauen, die verheiratet sind und bei der Heirat den Güterstand der Errungenschaftsbeteiligung gewählt haben und Sorgearbeit leisten, sind im Scheidungsfall durch die hälftige Teilung der Pensionskassenguthaben immerhin besser abgesichert. Jedoch leben viele Frauen im Konkubinat (Schweizer Bezeichnung für Partnerschaft ohne Trauschein, Anm. d. Red.)  und sind bei einer Trennung finanziell deutlich schlechter gestellt.

Was raten Sie den Betroffenen?
Zwar können im Konkubinat bei der AHV Erziehungs- und Betreuungsgutschriften angerechnet werden. Doch diese Beträge sind minimal und spiegeln den tatsächlichen Arbeitsaufwand der Mütter in keiner Weise wider. All dies trägt dazu bei, dass Altersarmut für Mütter ein gravierendes Problem darstellt. Studien belegen, dass Frauen über ihr gesamtes Erwerbsleben hinweg durchschnittlich zu 70 Prozent erwerbstätig sein sollten, um im Ruhestand einen einigermassen gesicherten Lebensstandard zu gewährleisten.

Wo sehen Sie die größten Probleme?
Für Paare im Konkubinat gibt es im Todesfall des Partners keine automatische Absicherung in der Pensionskasse oder im Erbrecht. Es sei denn, es wurden aufwendige und teure vertragliche Vorkehrungen getroffen. In den meisten Kantonen zahlen Konkubinatspartner hohe Erbschaftssteuern, Verheiratete erben steuerfrei. Verheiratete profitieren im Scheidungsfall von der hälftigen Teilung der Pensionskassenguthaben und sind im Todesfall des Ehepartners deutlich besser abgesichert.
Die Ehe ist letztlich aber auch ein Vertrag, der Rechte verleiht, die über das Finanzielle hinausgehen. Was passiert, wenn der Partner erkrankt? Gerade in Patchwork-Situationen kann das tragisch enden. Es kann nicht vorausgesetzt werden, dass man mit den Schwiegereltern ein gutes Verhältnis hat und den Partner dann im Krankenhaus besuchen darf.

Sie sind als ehemalige SRF-Moderation sehr exponiert und stehen oft im Mittelpunkt. Was sind die Schattenseiten?
Ich will im Zusammenhang mit meinen Sachthemen – Finanzen, Empowerment, Close the Gaps – in der Öffentlichkeit stehen, also in Bezug auf die Schließung von finanziellen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. Mit der Sichtbarkeit in einem derart männerdominierten Feld kommt aber auch der Sexismus. Viele versuchen, Finanzfrauen durch heftige Kommentare zum Schweigen zu bringen. Dagegen kämpfe ich an. Ich finde es wichtig, wenn jemand in seinem Fachgebiet sichtbar wird. (...)"


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