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News / Julia Bönisch und die Test-Diebe
Julia Bönisch (Foto: Pablo Castagnola)
08.08.2025   Aktuelles
Julia Bönisch und die Test-Diebe
Die Vorständin der Stiftung Warentest im Interview mit „Wirtschaftsjournalist:in“. Wie sie die Stiftung umbauen will.
Im Gespräch mit Roland Karle von „Wirtschaftsjournalist:in“ gibt Julia Bönisch Auskunft, wie sie die Stiftung Warentest zu einer digitalen Marke ausbauen will. Ein Auszug aus dem Interview:
 
„Frau Bönisch, was ist die Stiftung Warentest eigentlich: ein Testinstitut mit angeschlossenem Medienbetrieb oder ein Medienunternehmen mit herausgehobener Testkompetenz?
Julia Bönisch: Eindeutig: ein Medienunternehmen. Das ist der Markt, auf dem wir uns behaupten müssen. Unsere Wettbewerber sind keine Institute, sondern Medienanbieter. Keiner investiert allerdings so viel in eigene Testkompetenz. Im Durchschnitt geben wir rund 50.000 Euro für einen Test aus.
 
Worin unterscheidet sich die Stiftung Warentest entscheidend von anderen Verlagen und Publishern?
Zum einen natürlich durch unsere Unabhängigkeit. Wir verzichten qua Satzung komplett auf Anzeigenfinanzierung, damit liegt der Fokus auf den Vertriebserlösen. Zum anderen werden Sie nirgendwo eine so große Redaktion finden, deren Teams nahezu paritätisch aus Journalisten und Wissenschaftlern bestehen. Wir haben eine Akademikerquote von 78 Prozent, vor allem im Bereich Untersuchungen arbeiten viele promovierte Kolleginnen und Kollegen. Ein weiterer Punkt: 99 Prozent unserer Inhalte sind exklusiv von uns ausgewählt, recherchiert und erstellt.
 
„Spiegel“, „FAZ“, „Bild“ & Co bauen ihre Aktivitäten und Publikationen mit Tests aus. Wie schauen Sie auf das, was sich dort tut?
Was Bekanntheit und Seriosität, Erfahrung und Unbestechlichkeit angeht, kann uns niemand das Wasser reichen. Ich verstehe die Nöte der Kollegen, denn es wird schwieriger, mit Content Geld zu verdienen. Für verlässliche Empfehlungen und guten Verbraucherjournalismus sind Menschen bereit, Geld auszugeben, und das kann auch in der Werbung funktionieren. Wofür ich aber überhaupt kein Verständnis habe, ist das zum Teil schamlose Ausschlachten unserer Arbeit: Da werden Ergebnisse und sogar ganze Tabellen von uns abgeschrieben, damit Reichweite gemacht und über Affiliates zu den Produktanbietern Werbegeld verdient. Da ist die Grenze eines lauteren Zitats klar überschritten.
 
Und die Fälle häufen sich?
Ja, das passiert immer öfter, weil es wegen der großen Bekanntheit unserer Marke so gut funktioniert. Eines der reichweitenstärksten Technik- und Verbraucherportale macht das schon lange, aber zunehmend unverfrorener. Das Portal einer Boulevardzeitung hat einfach die Ergebnisse unseres Sonnencreme-Tests übernommen und Affiliates gesetzt. Und eine regionale Tageszeitung hat auf ihrer Website einen Weichspüler-Test von 2019 hervorgeholt, das aktuelle Datum drüber gesetzt und eine werbevermarktete Geschichte daraus gemacht. Dabei testen wir seit Jahren gar keine Weichspüler mehr.
 
Was tun Sie dagegen?
Die geschilderte Praxis untergräbt unser Geschäftsmodell. Unsere Inhalte stehen zum allergrößten Teil und aus gutem Grund hinter der Paywall: Weil wir auf Werbung verzichten und auch keine staatlichen Zuwendungen erhalten, verdienen wir unser Geld fast ausschließlich durch Paid Content. Die kommerzielle Ausbeutung unserer Inhalte auf fremden Seiten mahnen wir jetzt konsequent ab. Wir haben das Markenrecht eindeutig auf unserer Seite und unsere Testergebnisse genießen über das Leistungsschutzrecht des Datenbankherstellers Schutz. (…)"


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