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Justus, Albrecht und Jorg Schirmacher (rechts). (Foto: Platow)
22.04.2025   Aktuelles
Jorg und Justus Schirmacher und der Platow-Verlag
In der Finanzszene kennt jeder den „Platow Brief“. Neue Besitzer sind die beiden Brüder, zwei ehemalige Banker. Eine Konstellation, die den Generationswechsel beim Platow Verlag beflügeln könnte.
1945 gründete Robert Platow den Informationsdienst in Hamburg, den er 1967 an Bertelsmann verkaufte. 1990 stieg der Volkswirt und Wirtschaftsjournalist Albrecht F. Schirmacher als Chefredakteur ein, wurde zwei Jahre später zudem Geschäftsführer und übernahm 2013 den Verlag. Inzwischen führen seine Söhne Jorg und Justus das seit langem in Frankfurt beheimatete Medienunternehmen.

 Im Interview mit Roland Karle für "Wirtschaftsjournalist:in" erzählen die Brüder, warum sie ihre gut dotierten Jobs als Banker gegen die Verlegerrolle getauscht haben, wie sie mit „Platow Brief“ und „Platow Börse“ in der Nische wachsen wollen, warum Digitalisierung der Schlüssel dazu ist und weshalb sie Print komplett abschaffen.  Ein Auszug:

Sie haben durch und über Ihren Vater den Platow Verlag früh beobachten können. Was haben Sie dabei gelernt?
Jorg Schirmacher: Wir haben von Anbeginn mitbekommen, dass die Daseinsberechtigung unseres kleinen Verlages vor allem darin bestand, bessere Informationen als die Konkurrenz zu haben. Wie erfolgreich wir über die Jahre waren, hat am ehesten damit korreliert, wie gut wir diesen Wissensvorsprung hinbekamen. Das erzeugt zugleich einen positiven Druck, der das Team über die Zeit sehr geprägt und zusammengeschweißt hat. Das sehe ich heute als eine unserer größten Stärken.

Sie haben erst bei Banken gearbeitet, ehe Sie in den Verlag eingestiegen sind. Weshalb dieser Umweg?
Jorg: Banken und die Finanzmärkte haben in den Inhalten von Platow schon immer eine große Rolle gespielt. Wohl auch deshalb haben wir bei zwei Banken unsere Karriere begonnen – Justus bei Goldman Sachs und ich bei der Credit Suisse. Am Ende hat sich unsere Begeisterung für die Medien durchgesetzt. Dass wir dieser Tätigkeit nun auch noch im familiengeführten Verlag und mit der Spezialisierung auf die uns vertrauten Themen nachgehen können, empfinde ich als großes Privileg.

Justus Schirmacher: Bei Banken lässt sich ohne Frage mehr Geld einfacher verdienen. Wir haben uns trotzdem beide dafür entschieden und haben es noch keine Sekunde bereut, zumal Verlage auch wirtschaftlich ein großes Potenzial haben. Denn gute Informationen haben nie an Relevanz verloren, wurden allerdings über weite Strecken von den Medien verschenkt. Das hat sich zuletzt verbessert, was auch das Verlagsgeschäft wieder attraktiver macht.

Ihr Vater war mehr als 33 Jahre lang der führende Kopf von Platow, ab 2013 Eigentümer des Unternehmens. Wann haben Sie beide sich entschieden, den Verlag zu übernehmen?  
Jorg: Mit unserem Vater haben wir viel über den Verlag geredet. Die Entscheidung zum Wechsel habe ich vor über vier Jahren getroffen. Die Strategie, die wir mittlerweile umsetzen, war damals nur in Umrissen skizziert, aber mein Bruder und ich haben schon damals das große Potenzial gesehen. Hier wollte ich mich voll einbringen und Verantwortung übernehmen. Justus hat sich dann vor über einem Jahr zum Wechsel entschieden. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits viele Gespräche geführt und wussten genau, wie es weitergehen sollte.

Dem Vater zu folgen, ist die eine Entscheidung. Die Nachfolge als Brüder gemeinsam anzutreten, noch mal eine andere. Wie hat sich das gefügt?
Justus: Dass wir das Geschäft am liebsten gemeinsam führen würden, war von Anfang an klar. Allerdings wollte ich zunächst noch weitere Erfahrungen im Fondsmanagement sammeln. Zu den wichtigsten Entscheidungen haben wir uns aber engmaschig ausgetauscht. Als dann der richtige Zeitpunkt für den Wechsel gekommen war, setzten wir uns Weihnachten 2023 zusammen, um meinen Einstieg zu planen.

Sie kennen beide die Finanzbranche gut, sind im Vergleich dazu als Medienmanager jedoch recht unerfahren.
Jorg: Wir sind keine ausgebildeten Journalisten. Das stimmt. Mit den wichtigen Themen sind wir aber mittlerweile gut vertraut. Die familiäre Prägung spielt hier eine große Rolle. Unser Vater ist seit 45 Jahren in der Branche tätig und unsere Schwester Henrike leitet in Berlin eines der Table Briefings. Das färbt ab. Natürlich gibt es aber auch Facetten des Geschäfts, die für uns neu sind. Hierfür haben wir auch unter den Kollegen hervorragende Sparringspartner.
 
Justus: Was wir außerdem mitbringen, ist die direkte Erfahrung aus unserer wichtigsten Zielgruppe. Platows tiefe Verwurzelung am Finanzplatz ist für den Verlag von größter Bedeutung. Zusammengenommen haben Jorg und ich rund 17 Jahre bei insgesamt vier Banken gearbeitet. Wir kennen uns mit der Materie also entsprechend gut aus und haben über die Jahre gute Netzwerke aufgebaut.

Was hat sich seit dem Einstieg der Schirmacher-Brüder im Verlag verändert?
Jorg: Am offensichtlichsten ist der neue Markenauftritt, der mit zwei Websites unseren beiden Kernprodukten „Der Platow Brief“ und „Platow Börse“ deutlich mehr Raum gibt und unsere Inhalte in den Mittelpunkt rückt. Am wichtigsten ist aber, dass wir in die Qualität der Inhalte investiert haben. Das haben wir erreicht durch starke Neuzugänge wie Jan Mallien vom „Handelsblatt“ und Jan Schrader von der „Börsen-Zeitung“. Aber auch durch eine größere Fokussierung beider Redaktionen. Während wir zum Beispiel früher im „Platow Brief“ noch Exklusivmeldungen aus der gesamten Wirtschaft aufgeschrieben haben, konzentrieren wir uns heute ausschließlich auf den Finanzplatz. Erwähnenswert ist auch, dass wir jetzt deutlich mehr Zeit je Geschichte haben als noch vor ein paar Jahren. All das hat der Qualität der Inhalte gutgetan.“


Das vollständige Interview lesen in der Printausgabe.

 
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