Der wohl größte Steuerraub der Geschichte wurde von Wirtschaftsjournalisten mit aufgedeckt. Die Filmemacherin Judith Lentze greift die Recherchen auf.
Das ZDF zeigt den Dokumentarfilm “Systemfehler. Der Cum Ex- Skandal“ von Judith Lentze, er ist ab 22. März verfügbar. Der Film rekonstruiert mit Beschuldigten, Ermittlerinnen und Investigativjournalisten detailliert, wie Banken, Investoren und Anwälte vorgingen, um europäische Staaten um Milliarden zu betrügen, und wie es zu Urteilen gegen "White-Collar"-Kriminelle kam.
Inspiriert von den Recherchen des Investigativjournalisten Oliver Schröm ("Die Cum-Ex-Files") rollt die Regisseurin Judith Lentze den Fall multiperspektivisch auf. Sie zeigt, wie seit den 1990er-Jahren der Steuerbetrug durch ausgeklügelte Wertpapiertransaktionen organisiert wurde und jahrelang ungeahndet bleiben konnte.
Der Film veranschaulicht den hohen Abstraktionsgrad des digitalisierten Börsenhandels, der nicht mit der Arbeitsweise der Steuer- und der Ermittlungsbehörden kompatibel ist. Ebenso wie die Steuergesetzgebungen nicht mit den Realitäten der globalen Finanzmärkte Schritt halten können, wie Wertpapierexperte Alexander Heist erklärt. Und weil europäische Steuerbehörden kaum zusammenarbeiten, konnten die Betrüger unbemerkt von Land zu Land wechseln. Dänemark liefert dafür ein besonders eindrückliches Beispiel.
Auf europäischer Ebene wurden noch immer nicht alle nötigen Maßnahmen getroffen, um diese Entwicklung zu stoppen, wie die Journalisten Oliver Schröm und Stefan Melichar sowie der Finanzwirtschaftsexperte Christoph Spengel kritisieren. Obwohl der Schaden durch rein steuergetriebene Wertpapiergeschäfte inoffiziell europaweit auf 55 Milliarden Euro geschätzt wird. Und obwohl der Skandal auch politische Kreise zieht, wie der Hamburger Untersuchungsausschuss zu den Cum-Ex-Geschäften der Warburg Bank verdeutlicht.
Oliver Schröm ist Investigativjournalist und Autor zahlreicher Enthüllungsbücher. Nach verschiedenen journalistischen Stationen gründete er 2010 das Investigativteam beim "Stern" und leitete es bis 2016. Er war Mitgründer von "Correctiv" und 2018/2019 Chefredakteur der Investigativplattform, heute arbeitet er wieder für den "Stern". Seit 2013 recherchiert er zu Cum-Ex-Geschäften, initiierte und leitete 2018 dazu ein internationales Rechercheprojekt in zwölf Ländern. Sein Buch "Die Cum-Ex-Files" war Basis für den Dokumentarfilm "Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal".
Judith Lentze ist freie Producerin, Regisseurin, Autorin und Drehbuchberaterin. Sie arbeitete für Hollywoodproduktionen wie "Point Break 2", "A Cure for Wellness", "Mute" und "Berlin Station" sowie an Kunst- und Werbefilmen. Sie schrieb den Dokumentarfilm "The Great Escape", führte Regie bei Dokumentationen über den Aufbau Verlag und das Museum for Urban Contemporary Art und war Producerin der Projekte "24h Europa" und "Europa – Kontinent im Umbruch".
"Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal" ist ab Samstag, 22. März 2025, 10 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar.
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