Die Chefredakteurin von „Impulse“ weiß Rat, wenn Ehen ins Wanken geraten. Wie sie ihr Führungs-Wissen nutzt.
Anlass für ihre Kompetenzausweitung ist eine Beobachtung im Freundeskreis: „Durch mein Umfeld schwappt gerade die erste Scheidungswelle. Dementsprechend viel spreche ich mit Freunden über Beziehungskonflikte – und mir ist aufgefallen: Die meisten folgen dem gleichen Muster.
Partner A äußert ein Bedürfnis:
- „Ich wünsche mir mehr Zeit zu zweit.“
-„Ich wünsche mir, dass du mehr im Haushalt machst.“
-„Ich wünsche mir, du würdest auch mal unseren Familienurlaub planen.“
Und Partner B reagiert darauf entweder genervt:
„Du weißt doch, wie viel ich arbeiten muss.“
Oder abwertend: „Was kann ich dafür, dass du so einen Ordnungswahn hast?“
Oder wütend: „Was soll ich denn noch alles machen?“
Damit ist die Eskalationsspirale zielsicher in Gang gesetzt.
Das Verrückte: Der Konflikt entsteht nicht unbedingt, weil A ein Bedürfnis hat und B es nicht erfüllen will. Der Konflikt entsteht, weil B die Bedürfnisse von A einfach abtut und in Abwehrhaltung geht.
Das Gespräch würde womöglich ganz anders verlaufen, würde B wie folgt antworten:
„Ich kann gut verstehen, dass du dir mehr Zeit zu zweit wünschst. Mich setzt das jedoch unter Druck, weil die Arbeit so an mir zerrt.“
Oder: „Ich kann gut verstehen, dass du dir wünschst, ich würde mehr im Haushalt tun. Dir ist Ordnung und Sauberkeit viel wichtiger als mir.“
Warum Nicole Basel das schreibt? Auch Konflikte bei der Arbeit entstehen häufig, weil jemand einen Wunsch äußert und der andere ihn nicht ernst nimmt oder gar empört reagiert („Wie kannst du das verlangen?“). Wer ein Bedürfnis hat und damit auf harte Ablehnung stößt, fühlt sich unverstanden – oder noch schlimmer: beschämt.
„Nun bin ich lange genug Führungskraft, um zu wissen: Manchmal wird man mit Wünschen konfrontiert, die einem absurd vorkommen. Doch wenn man sich mit seinen Leuten gut verstehen will, dann gibt es dahin nur einen logischen Weg: Man muss sie verstehen. Das erfordert manchmal Mühe. Doch die Mühe lohnt sich: Der Wunsch, der auf den ersten Blick absurd erschien, ist oft nachvollziehbar, wenn man weiß, was dahintersteckt.
Heißt das nun, dass man alle Wünsche erfüllen muss? Sicher nicht. Es heißt, dass man mit Empathie mehr erreicht als mit Konfrontation. „Das kann ich gut verstehen“, ist ein echter Zaubersatz in allen Lebenslagen. Es schadet nicht, ihn zu sagen. Noch wichtiger ist aber, dass man ihn als Haltung in sich trägt.“
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