Von Geheimcodes und Herrenclubs. Wie die Magazingründerin die Veränderung im Wirtschaftsjournalismus erlebte.
Als Gabriele Fischer Mitte der 1980-er Jahre beim „Manager Magazin“ (MM) anfing, gab es dort wenige, aber starke Frauen – unter anderem die Art Direktorin Heidrun Schell und die spätere Chefredakteurin Ursula Schwarzer. Fischer kam vom „Osterholzer Kreisblatt“, das in der nationalen Medienbekanntheitsskala bestenfalls unter „geht so“ rangierte und nicht unbedingt großes Aha auslöste. Doch Fischer, ausgezeichnet mit dem Theodor-Wolff-Förderpreis (für eine Geschichte über Sozialpolitik: „Sechs Schritte im Quadrat“) und nicht so leicht zu erschüttern, setzte sich in der selbstbewussten Redaktion durch. Jahre später schrieb sie dort die ersten Wirtschaftsreportagen. Wer wollte, erzählt die heutige „Brand eins“-Chefredakteurin im Gespräch mit Roland Karle für das Branchenmagazin „
Wirtschaftsjournalist:in“, konnte bei „MM“ Neues anschieben, Dinge verändern, Freiheiten nutzen. Egal, ob Mann oder Frau.
Ein Auszug:„Ohne einschlägiges Studium, daran erinnert sich Gabriele Fischer gut, „haben sich damals kaum Frauen getraut, über Wirtschaft zu schreiben“. Zumal es in den Redaktionen „früher so etwas wie einen Geheimcode gab“. Sie wollten gar nicht von einem breiten Publikum und interessierten Laien verstanden werden, sondern schrieben für Unternehmer, Manager, Experten. Eine Art Journalismus für Eingeweihte, könnte man sagen. „Das war eine spezielle Form der Ausgrenzung“, so Fischer. „Brand eins“ suchte aber genau den weiten, nicht fachspezifischen Blick, „heute liefern ihn Frauen wie Männer“.
Auch in anderer Hinsicht sind Unterschiede geringer geworden. Die Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft (KJS) liefert dazu Zahlen. Sie hat numerisch Buch geführt über alle Studienanfänger seit 1970 (siehe Grafik) und folgenden statistischen Befund ermittelt: Bis 1996 waren Frauen mit einem Anteil von weniger als einem Drittel deutlich unterrepräsentiert, im Zeitraum seither hingegen verteilt sich die Anzahl an KJS-Studenten etwa hälftig auf die Geschlechter – mit konstant leichtem Frauenüberschuss seit 2019. Gemischte Teams findet KJS-Ausbildungsleiterin Ricarda Hartwich begrüßenswert. „Frauen machen andere Erfahrungen als Männer. Und Vielfalt tut meines Erachtens grundsätzlich gut, weil unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven zusammenkommen.“
, aber auch Sport nicht nur Testosteron beeinflusst sind.“ Außerdem, so Ricarda Hartwich von der Kölner Journalistenschule, „sind gemischt-geschlechtliche Teams produktiver als reine Frauen- oder Männerteams, was auch viele Studien zeigen“. (…)
Gabriele Fischer liest bis heute jeden Artikel, der ins Heft kommt. In Summe dürften das in 25 Jahren „Brand eins“ zwischen 6000 und 7000 Texte gewesen sein. Also muss sie es doch wissen: Lässt sich an der Prosa erkennen, ob sie ein Mann oder eine Frau verfasst hat? Fischer überlegt kurz, sagt dann: „Ich kann zwischen guten und schlechten Texten unterscheiden, aber sie nicht einem Geschlecht zuordnen.“
Bei einer bestimmten Kommunikationsform sei das allerdings anders gewesen. „Wir haben in den ersten Jahren viele Leserzuschriften bekommen, da habe ich, ohne auf den Absender schauen zu müssen, erkannt, ob ein Mann oder eine Frau geschrieben hat“, sagt Gabriele Fischer. Frauen würden weicher, wärmer, emotionaler formulieren, Männer kommen schneller zum Punkt, texten kürzer und konkreter. „Aber auch das hat sich ein Stück weit verändert“, so Fischer, „die Unterschiede treten nicht mehr so deutlich hervor“.“
Den vollständigen Bericht lesen Sie im Magazin "Wirtschaftsjournalst:in".