Warum die Ressortleiterin Wirtschaft bei „Bild“ sich über eine neue Rolle freuen kann und sie sich selbst auf Linkedin als Covergirl bezeichnet.
"Wie geht Wirtschaft bei Bild, Frau Platiel?" Die einstige People-Spezialistin wurde von der Redaktion des Branchenmagazins „Wirtschaftsjournalist:in“ zu ihrer neuen Aufgabe als Wirtschaftschefin bei „Bild“ gefragt und auf das Titelblatt gehoben. Sie selber freut sich auf Linkedin über ihre neue Rolle.
Seit sieben Monaten leitet Patricia Platiel das neue Wirtschafts- und Finanzressort von „Bild“. Im Interview mit Autor Marcus Schuster erzählt sie, welche Art von Wirtschaftsjournalismus sie und ihr Team machen wollen, wie man CEOs menschlich darstellt und warum Interviews nicht mehr im Vorstandsbüro stattfinden müssen.
„Ende März feierte der Golf sein 50. Jubiläum. Zu diesem Anlass sind Sie mit dem VW-Marken-Chef Thomas Schäfer rund um Wolfsburg gecruist und haben ihn unter anderem gefragt, ob er schon mal in einem Golf geknutscht hat. Ist das jetzt speziell Boulevardwirtschaftsjournalismus? So etwas könnte heute doch auch in der „SZ“ oder im „Handelsblatt“ stehen.
Finden Sie? Vielleicht bedeutet das ja, dass andere Medien sich verstärkt an „Bild“ orientieren (lacht). Spaß beiseite. Mich interessieren natürlich die wirtschaftlichen Zusammenhänge, der Blick auf die Unternehmen. Aber eben auch humorvolle Anekdoten – und vor allem der Mensch auf dem Chefsessel. Eine Zeile wie „Haben Sie schon mal im Golf geknutscht“ darf die Leserinnen und Leser auch mal zum Lachen bringen. Oder auf den ersten Blick verwundern. Das ist jetzt nicht immer unser erster Impuls. Aber wir möchten schon eine gewisse Leichtigkeit und Lockerheit reinbringen, Wirtschaft erfrischend und sexy oder auch mal lustig erzählen. Das tut uns gut. Und so tickt „Bild“ einfach.
Verwunderung ist ein gutes Stichwort. Die dürfte bei manchen geherrscht haben, als „Bild“ im vergangenen Spätsommer das neue Ressort „Wirtschaft und Finanzen“ gegründet hat. Nach dem Motto: Wie, das gab es bisher gar nicht?
Früher war die Wirtschaft bei „Bild“ im Politikressort angesiedelt, die Wirtschaftspolitik wird es weiterhin sein. Unsere Chefredakteurin Marion Horn hat das neue Ressort vor allem gegründet, um positive, inspirierende Erfolgsgeschichten zu erzählen. Wir wollen zeigen, dass manche Dinge in Deutschland, vor allem in der Wirtschaft, auch mal gut laufen. Gerade weil es in der Politik in diesen Zeiten leider nicht viel Positives zu berichten gibt und die Wirtschaft eine zentrale Rolle in Deutschland und in der Welt spielt – und weiterhin spielen wird – und vieles von ihr abhängt. Wir wollen die oft komplexen Wirtschafts- und Finanzthemen breit und verständlich zugänglich machen und legen deshalb hierauf einen neuen Fokus.
Mit Bahn-Chef Richard Lutz haben Sie ein sehr persönliches, fast schon nachdenkliches Interview geführt. Nach der Lektüre konnte man regelrecht Verständnis für die Probleme der Bahn und diesen Mann entwickeln, den man sonst gerne dafür verantwortlich macht.
Wenn man es schafft, einen Menschen, der einen hochkomplexen Job hat wie Herr Lutz, auch wirklich als Mensch darzustellen, kann das für uns alle eine verbindende Wirkung haben. Mich interessiert: Was ist das für einer? Das erfahre ich am ehesten, wenn ich mit ihm auch über seine große Leidenschaft, das Schachspielen, spreche. Oder über seine Ehefrau. Ich möchte wissen, was ihm Kraft gibt. Wie er mit Niederlagen umgeht. Und damit, dass alle über ihn meckern. Wir dürfen nicht vergessen: Die Wirtschaft wird von Menschen gelenkt und gestaltet.
Wenn Sie an jemanden herantreten wie den Microsoft-Präsidenten Brad Smith oder eben an Bahn-Chef Lutz – rennen Sie da offene Türen ein? Oder gibt es erst einmal Vorbehalte, weil Sie nicht das „Manager Magazin“ sind?
Nein, im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass sich viele Wirtschaftsakteure über unsere neue Ausrichtung freuen und sie für überfällig halten.“
Das vollständige Interview lesen Sie in der Ausgabe des Magazins "Wirtschaftsjournalist:in".