Warum Nachrichten-Webseiten ChatGPT und Co. blocken und wie Medienhäuser ihre Inhalte schützen, erklärt Barbara Brandstetter. Welchen Trends die Professorin für Wirtschaftsjournalismus sonst noch auf der Spur ist.
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die Medienbranche. Allerdings haben viele Medienhäuser etwas dagegen, dass KI-Anbieter ihre Inhalte nutzen. So verweigern 60 Prozent der am meisten genutzten Nachrichten-Webseiten in Deutschland KI-Crawlern den Zugang zu ihren Inhalten. Crawler werden von KI-Unternehmen wie OpenAI oder Google eingesetzt, um mithilfe der Daten im Netz ihre Chatbots zu trainieren. Und natürlich auch, um Antworten zu aktuellen Ereignissen zur Verfügung stellen zu können, analysiert die Professorin für Wirtschaftsjournalismus an der Hochschule Neu-Ulm Barbara Brandstetter im aktuellen
„kress pro“.
Richard Fletcher vom Reuters Institute for the Study of Journalism hat Ende 2023 die 15 am meisten genutzten Nachrichten-Seiten in zehn Ländern (Brasilien, Dänemark, Deutschland, Indien, Mexiko, Norwegen, Polen, Spanien, Großbritannien und die USA) dahingehend untersucht, inwiefern sie Crawlern von KI-Unternehmen den Zugang zu ihren Inhalten gestatten.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass knapp die Hälfte der untersuchten Medien in den zehn Ländern (48 Prozent) Crawler von OpenAI blockieren. Weniger restriktiv sind die Medienhäuser beim KI-Crawler von Google: Diesem verwehren gerade einmal 24 Prozent der analysierten Webseiten den Zugang. Der Autor begründet dies damit, dass OpenAI mit ChatGPT prominenter ist und zudem auch stärker genutzt wird als Bard/Gemini von Google. Es könnte auch sein, dass Medien zurückhaltender sind, Crawler von Google zu blockieren, weil sie negative Auswirkungen auf die Suchmaschinen-Ergebnisse fürchten.
Medienhäuser nennen laut Studie verschiedene Gründe, warum sie KI-Konzernen den Zugang zu ihren Inhalten verwehren. Einige Anbieter wie etwa die „New York Times“ vertreten die Ansicht, dass die KI-Unternehmen für die Nutzung zahlen sollten. Die Weltmarke hat im Dezember 2023 Klage gegen OpenAI und Microsoft wegen Urheberrechtsverletzung eingereicht. Die Konzerne hätten ohne Zustimmung Millionen ihrer Artikel verwendet, um ihre Chatbots zu trainieren.
Andere Medienhäuser fürchten, die KI könnte mit ihren Inhalten falsche Informationen generieren, was sich wiederum negativ auf die Glaubwürdigkeit der Medienmarke auswirken könnte. Etliche Medien sehen es auch kritisch, dass ihre Inhalte ohne Hinweis auf die Quelle verwendet werden. Denn wenn die Nutzer keinen Link mehr zur Nachrichtenwebseite erhalten, entfällt eine relevante Möglichkeit, neue Abonnenten zu gewinnen.
Während knapp die Hälfte der untersuchten Seiten in den zehn Ländern OpenAI den Zugang verweigert, gibt es laut Studie durchaus Medienhäuser, die es begrüßen, wenn die Chatbots mithilfe ihrer Inhalte trainiert werden. So haben einige wenige Unternehmen wie etwa Axel Springer in Deutschland eine Vereinbarung mit OpenAI geschlossen.
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Nach Einschätzung des Autors dürften einige Medienhäuser künftig die Blockade aufheben – etwa, weil sie Abkommen mit den KI-Unternehmen schließen. Oder aber, wenn die Nachteile ihres restriktiven Handelns die Vorteile überwiegen.
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