Der „Welt“-Ressortleiter Wirtschaft über Tempo und Tragweite der Künstlichen Intelligenz für Redaktionen. Wann nehmen die Systeme Fahrt auf?
Wohin entwickeln sich Wirtschaftsjournalismus und Businessmedien? Das hat Roland Karle für das Magazin „
Wirtschaftsjournalist:in“ den "Welt"-Ressortleiter gefragt. Die Antwort von Olaf Gersemann:
„Gerade ist ,Welt go!‘ an den Start gegangen, ein Tool auf der Homepage von ,Welt‘, das KI direkt erleb- und nutzbar macht. Generell gerät die KI-Revolution 2024 in die ,Kommt-da-noch-was?‘-Phase.
Jeder weiß (oder hat erzählt bekommen), wie grundstürzend generative Künstliche Intelligenz sein kann, gerade in der Medienindustrie. Aber im Redaktionsalltag, das wäre meine Prognose, bleibt die KI-Anwendung auch 2024 erst einmal eine Randerscheinung – es ist die Ruhe vor dem Sturm.
Der schlaue Einsatz von KI verheißt in fast allen Ecken des Journalismus gewaltige Effizienzvorteile. Wer die hebt, wird angesichts des allgemeinen Margendrucks die Konkurrenz zum Nachziehen zwingen.
Konkret würde ich erwarten, dass die KI-Revolution sich langsam in den journalistischen Kern vorarbeitet. Das beginnt dieses Jahr so richtig und wird, sagen wir, drei bis vier Jahre dauern. Tools kommen dabei bei Print/Digital erst in Übersetzung und Korrektur an, dann in der Redigatur und sonstigen Textbearbeitung, dann in der crossmedialen Weiterverwendung (z. B. Text-to-Speech) und schließlich auch in der eigentlichen Texterstellung.
Künftig wird jeder Autor in der einen oder anderen Form KI-Schreibhilfen nutzen. Meine Vermutung ist, dass dazu in den Redaktionssystemen maßgeschneiderte, personalisierte KIs hinterlegt werden. Das wird natürlich so gar nicht zum hochtrabenden Selbstverständnis vieler Autoren passen. Aber sich verweigern hieße, mit der Kutsche bei einem Autorennen anzutreten.“
Den Beitrag und die Einschätzungen der Kollegen lesen Sie in dieser Ausgabe des Magazins "Wirtschaftsjournalist:in".