Die Chefredakteurin von „Impulse“ hinterfragt ihre Führungsrolle. Was muss die Chefin, der Chefin wirklich selber machen? Sie zeigt Fallen auf.
Seit bald vier Jahren amtiert Nicole Basel als Chefredakteurin bei dem monatlich erscheinenden Wirtschaftsmagazin „Impulse“. In einem Beitrag auf Linkedin gibt sie einen Einblick, wie sie sich selbst wahrnimmt und in welche Fallen man als Führungskraft geraten kann:
„Warum arbeiten viele Chefinnen und Chefs regelmäßig bis spät in die Nacht? Warum kommen sie mittags kaum zum Essen? Warum checken sie morgens schon im Bett die Mails? Meine To-do-Liste gerät auch regelmäßig außer Kontrolle. Dann bin ich von früh bis spät am Rotieren. Schaue ich mir nach einem langen Tag aber an, was ich erledigt habe, muss ich zugeben: Einen Großteil hätten auch andere übernehmen können. Warum also lade ich mir immer wieder so viel auf?
Ich glaube, das liegt viel seltener an den Umständen, als an den eigenen Glaubenssätzen. Ich persönlich tappe immer wieder in diese Fallen:
Falle 1: das Selbstbild. Man will eine Führungskraft sein, die anpackt und sich für nichts zu schade ist. Deswegen übernehme ich öfter auch mal Aufgaben, die im Team eher unbeliebt sind, die ich aber eigentlich nicht tun sollte. Und damit bin ich nicht allein. Mir erzählte mal ein Unternehmer, dass er das Toilettenpapier für die Firma selbst einkaufe. Es war ihm unangenehm, die Aufgabe ins Team zu geben.
Ich weiß, dass dieser Gedanke dumm ist. Mein Team erwartet von mir, dass ich meiner Führungsverantwortung gerecht werde – und nicht, dass ich Aufgaben erledige, die auch der Azubi machen kann.
Falle 2: die Sehnsucht nach schnellen Erfolgserlebnissen. Denn typische Führungsaufgaben tragen oft erst nach Monaten Früchte. Umso verführerischer ist es, ins Tagesgeschäft einzugreifen: Akquiriert man einen Kunden oder schreibt, wie in meinem Fall, schnell einen Text, wird man direkt mit einem Erfolgserlebnis belohnt.
Falle 3: kurzfristiges Denken. Zu Delegieren kostet immer erst Zeit. Man muss eine Aufgabe erklären, Klarheit schaffen, welches Ergebnis man sich wünscht. Daher denkt man: „Ach was, das erledige ich schnell selbst.“ Dabei würde es eine enorme Entlastung bringen, die Aufgabe dauerhaft abzugeben.
Egal, warum man dazu neigt, ständig noch dieses und jenes zu erledigen – gut fürs Unternehmen ist es meist nicht.
Zu den Aufgaben einer Führungskraft zählt nicht, der eigene beste Mitarbeiter zu sein. Führungskräfte sollen Struktur und Orientierung geben, Entscheidungen treffen, aber auch Verantwortung abgeben.
Immer schwer beschäftigt zu sein, steht nicht in der Jobbeschreibung.“
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