Sein Hinweis lässt die Branche aufhorchen. Der Medienunternehmer wendet sich gegen Subventionen und wünscht sich die Unterstützung lokaler Portale.
Der ehemalige "Tagesspiegel"-Herausgeber und Gründer von "Table Media", Sebastian Turner, hat im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ einen Debattenbeitrag geschrieben. Subventionen für die Zustellung von Regionalzeitungen sind für Turner der falsche Weg.
"Je einfacher der Marktzugang ist, sollte man denken, desto mehr Anbieter drängen auf den Markt. Tatsächlich erleben wir beim Lokaljournalismus das Gegenteil: Je einfacher es wird, Lokalinformation anzubieten, desto weniger gibt es sie", so Sebastian Turner in seinem Beitrag.. "An diesem Paradox sollte der Gesetzgeber ansetzen, wenn er die lokale Medienvielfalt und damit die Demokratie an ihren Wurzeln stärken will", fordert der Medienmacher.
Vor der Digitalisierung hätte man Millionen gebraucht, um ein aktuelles lokales Nachrichtenangebot zu starten. Die Neugründungen der letzten Jahrzehnte sind aus Sicht von Turner nahezu ausnahmslos an den hohen Kosten für den Markteintritt gescheitert.
Diese Marktzutrittskosten seien heute rückstandslos verschwunden. Wer ein lokales Nachrichtenangebot verbreiten wolle, benötige keine Papierrollen, keine Druckerei, keine Lieferwagen und keine Boten mehr. Die technische Basisausstattung mit Laptop und Netzanschluss finde sich heute in jeder Studentenbude. "Noch nie war es so einfach und günstig, lokale Nachrichtenangebote zu starten. Und dennoch dünnt das lokale Nachrichtenangebot immer mehr aus."
Sebastian Turner geht in seinem Beitrag im „Spiegel“ der Frage nach, warum das so ist. Einen gewichtigen Grund sieht er darin, dass Start-ups nur dann attraktiv sind, wenn sie mit wenig Aufwand viele Kunden einsammeln können: Das habe der kleinteilige Journalismus im Lokalen aber kaum zu bieten, weshalb Investoren und BWL-Talente lieber Skiverleihplattformen und Unternehmenssoftware favorisierten als Lokalmedien.
Auf der anderen Seite würden viele Journalisten abgeschreckt, "weil sie sich nicht um die Technik und schon gar nicht ums Geschäft kümmern möchten". Kurz: Das Nachrichtengeschäft locke bislang weder Nachrichten- noch Geschäftsleute.
"Blickt man auf die wenigen Medien-Erfolgsbeispiele, trifft man an der Spitze erstaunlich oft Journalisten, die ihr Unternehmertalent entdeckt haben. Genau darauf sollte eine staatliche Initiative für mehr lokale Medienvielfalt setzen", schlägt Sebastian Turner vor. "Ein Baustein für die Förderung solcher Versuche wären Gründerstipendien und -zuschüsse oder Kreditbürgschaften für Lokalmediengründungen, gern auch für Genossenschaften."
Wichtig wäre aus Turners Sicht, dass sie einmalig seien, sodass die neuen Lokalmedien nicht auf einen Nachschlag zielten. "Weil die neuen lokalen Angebote digital sind, also elektronisch, und damit die enge Definition von Pressemedien hinter sich lassen, könnten auch die Landesmedienanstalten ihre Mittel einsetzen."
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