Das „Handelsblatt“ baut seine China-Präsenz aus. Welche Hürden der neue Korrespondent überwinden muss.
Chefredakteur Sebastian Matthes gibt einen Einblick: „Es ist viel von „China-Kompetenz“ die Rede. Doch woher soll diese auf Dauer kommen, wenn selbst Supermächte wie die USA kaum noch Korrespondenten nach China schicken?“
Das „Handelsblatt“ leiste sich ganz bewusst zwei Journalisten vor Ort, die über Politik und die neuesten Trends in Technologie, Regulierung und Finanzindustrie berichten - immer mit dem Blick zurück nach Europa. Denn viele der großen Entwicklungen ließen sich ohne Asien und China nicht verstehen: Die geopolitischen Spannungen, der Wettlauf um die Technologie-Vorherrschaft - und auch die Antwort auf die Klimakrise.
„Deshalb wollen wir China besser verstehen - noch besser - und nicht nach Stereotypen berichten. Dafür sind Einblicke vor Ort unerlässlich. Und auch für unsere Leserinnen und Leser wird China immer wichtiger. Die Texte meiner Kollegin Sabine Gusbeth, die bereits aus Peking berichtet, gehören nicht selten zu den meistgelesenen Artikeln des Tages. Martin Benninghoff eröffnet demnächst ein zweites Büro in Shanghai.“
Das war jedoch nicht einfach: In China braucht man einen langen Atem, vieles dauert etwas länger, berichtet Martin Benninghoff den Kollegen am Niederrhein. Er steckt gerade mitten in der Umzugsbürokratie. Ein halbes Jahr Vorlauf durch die Ämter gehört dazu. In diesen Tagen kam die lang ersehnte offizielle Einladung aus China - jetzt kann das Visum beantragt werden. Das klingt kompliziert.
Der Chefredakteur resümiert: „Es lief einfacher ab als in früheren Fällen. Warum Martin mehr Glück hatte? Das wäre Spekulation. Die Pandemie ist jedenfalls vorbei, die Restriktionen sind gefallen. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass China derzeit um gute Beziehungen zu Europa und vor allem zu Deutschland bemüht ist.“
Klar sei und bleibe, dass man als Journalist gerade in China in einem besonderen Spannungsverhältnis zum autoritären Staat arbeitet, der sich nicht in die Karten schauen lassen will. Aber Journalisten seien eben keine Agenten ihres Landes, sie sollten unabhängig von den diplomatischen Beziehungen ihres Heimatlandes berichten können.
Martin Benninghoff wird Anfang 2024 mit seiner Familie nach Shanghai ziehen. Leben und Arbeiten in der neuen Stadt sind in China eine besondere Herausforderung, denn mit dem Umzug sei es nicht getan. Eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung muss beantragt werden. Recherchen sind nicht einfach in einem Land, das hinter der „Großen Firewall“ die Internetzensur Jahr für Jahr verschärft. Mit Chinesen ins Gespräch zu kommen ist schwieriger geworden, seit der Staat Kontakte zu ausländischen Reportern noch kritischer beäugt als früher. Alles richtig, und doch: Es gibt keine Alternative - hingehen, recherchieren, berichten.
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