Kayhan Özgenc und Jakob Wais haben dem Onlineportal „Business Insider“ mit Enthüllungsgeschichten große Bekanntheit verschafft. „Wirtschaftsjournalist:in“-Chefreporter Wolfgang Messner fragt, was sie eigentlich sein wollen: Medien- oder Wirtschaftsmagazin?
Ihre Recherchen zu dem feudalen System des öffentlich-rechtlichen Senders RBB und seiner Intendantin Patricia Schlesinger RBB sowie ihre Enthüllungen um die Entlassung des „Spiegel“-Chefredakteurs Steffen Klusmann und die Machtkämpfe bei dem Hamburger Nachrichtenmagazin haben „Business Insider“ viel Aufmerksamkeit in der Branche und in der Öffentlichkeit gebracht. Will das Online-Portal nun ein Medienmagazin werden oder ein Wirtschaftsmagazin bleiben? Grund genug, die beiden Chefredakteure Kayhan Özgenc und Jakob Wais zu ihrer Strategie zu befragen. Wais ist zudem Geschäftsführer von Business Insider Deutschland.
"Herr Özgenc, Herr Wais, Gratulation! Sie haben mit „Business Insider‘“ viel Wind gemacht. Schade, dass kaum jemand was dafür bezahlen will.
JAKOB WAIS: Das würde ich so nicht sagen. Wir sehen, dass unser Paid-Content-Angebot gut wächst.
KAYHAN ÖZGENC: Wir hatten z.B. vor einigen Wochen die Exklusivgeschichten über den Rausschmiss des „Spiegel“-Chefredakteurs und haben danach noch mehrere exklusive Hintergrundstücke gemacht. Das waren mit die stärksten Treiber für Abos in diesem Jahr.
Wieviel Abos haben diese „Spiegel“-Geschichten gebracht?
ÖZGENC: Eine schöne Anzahl, über die wir uns gefreut haben.
Lange sah es so aus, als ob der „Business Insider“ als wirtschaftliches Boulevard-Magazin rein auf Reichweite gehen würde, jetzt scheint das Abomodell präferiert zu werden. Was denn nun?
WAIS: Wir machen beides. Abo und Reichweite. „Business Insider“ ist in diesem wie im letzten Jahr auch schon aus sich heraus profitabel. Das war für uns ein wichtiger Schritt und ein großer Erfolg, aber allein aus dem Abogeschäft heraus hätten wir das nicht geschafft. Die digitalen Abos sind zwar für uns schon länger ein wichtiger Erlösstrom. Wir haben aber nicht die Strategie, die Abos zum alleinigen Erlösstrom zu machen.
Warum?
WAIS: Für „Business Insider“ und der mit uns verbundenen „Gründerszene“ haben wir gesehen, dass wir mit einem Mix von Erlösströmen sehr gut fahren. Wir haben zum einen die Werbevermarktung, die nach wie vor sehr gut für uns funktioniert. Dann haben wir die Abos. Das ist ein stark wachsender Erlösbereich. Wir machen unter dem Namen beider Marken Veranstaltungen. Mit unserer jungen Marke „Macht&Millionen“ waren wir gerade auf Podcast-Live-Tour. Zu diesem Mix kommt unter anderem eine Jobbörse. So können wir mit unserem kleinen Digitalverlag im großen Verlag Axel Springer ein gutes Geschäft betreiben.
Mathias Döpfner der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer aber sagt, dass man sich entscheiden muss: Abo oder Werbung über Reichweite. Muss man sich da nicht doch entscheiden?
WAIS: Wir finden: nein. Entscheidend ist es, seine Stärken zu kennen und zu wissen, wo die Stärken der jeweiligen Marken liegen und die Ressourcen in diesem Sinne einzusetzen. Das kann natürlich für verschiedene Marken sehr unterschiedlich ausfallen.
Genauer, bitte!
WAIS: Die Publisher, die heute schon sehr stark in den Subscriptions sind, würden wohl nur sehr ungern auf ihre Werbeerlöse verzichten wollen. Das gilt am Ende auch für uns. Wir haben ambitionierte Aboziele und arbeiten in unseren Redaktionen sehr stark daran, die Themen entsprechend auszubauen. Wir glauben aber an unseren Erlösmix,
ÖZGENC: Ich kenne auch keine Medienmarke, die rein auf digitale Abos setzt und auf Werbeerlöse verzichtet. Als rein digitale Marke sind wir sehr gut aufgestellt. Die traditionellen Medien haben eine ganz andere Herausforderung einer Transformation.
Wer ist die Zielgruppe von „Business Insider“?
WAIS: Wir nennen sie die „Young professionals“. Das sind Menschen, die im ersten Drittel ihres Berufslebens stehen und ambitionierte Ziele haben.
Damit stehen Sie nicht allein. Doch denken Sie, andere Marken sehen diese Zielgruppe nicht?
WAIS: Andere Marken sehen vielleicht nicht, wie divers diese Zielgruppe ist. Wir richten uns mit „Business Insider“ und „Gründerszene“ bewusst auch an Menschen, die nicht in Berlin-Mitte leben oder die nicht den klassischen Bildungsweg durchschritten haben oder die durch eine Migrationsgeschichte vielleicht bislang einen anderen Weg gegangen sind. Alle diese Menschen verbindet die Ambition, etwas aus ihrem Leben zu machen. Der Ansatz von BI ist, diesen Menschen dabei zu helfen, erfolgreich zu sein.
Das ganze Interview lesen Sie im Magazin „Wirtschaftsjournalist:in“.