„Abstruse Gedanken“ über den Verleger der „Berliner Zeitung“ von Wolfgang Messner. In Branchengeflüster geht er in der neuen Ausgabe der „Wirtschaftsjournalist:in“ dieser Frage nach.
Friedrich ist als Verleger der „Berliner Zeitung“ im deutschen Journalismus, sagen wir mal, maximal angezählt, seit er den Quellenschutz völlig neu definiert hat, um zu rechtfertigen, dass er an Springer brühwarm durchgestochen hat, was ihm Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt an Material zu seiner angeblichen #Meetoo- Affaire auf den Tisch gelegt hat.
Weil ihn aber leider ein paar Richter in Berlin auch noch in seiner abstrusen Meinung bestärkt haben (mit dem Hinweis u.a. es habe keine ausdrückliche Geheimhaltungsvereinbarung zwischen ihm und Reichelt gegeben), tut Friedrich so, als ob er es eh schon immer gewusst hat und überhaupt der Größte ist. Also: Er benimmt sich praktisch so wie immer.
Wer ein besseres Gedächtnis hat, dürfte nicht vergessen haben, dass es zunächst Springers „Welt“ war, die gegen den Homo novus Friedrich schoss, als dieser sich auf dem Berliner Zeitungsmarkt breit machte und dessen Stasi- Vergangenheit enthüllte. Manch Bösgläubiger kam auf den wohl nicht so ganz fernliegenden Gedanken, dass sich Friedrich mit seiner milden Gabe beim großen Mathias D. lieb Kind machen wollte, um von ähnlicher Verfolgung künftig verschont zu bleiben. Doch so ein Gedanke ist natürlich völlig abstrus und er wurde auch von allen möglichen Seiten sofort als Märchenerzählung hingestellt.
Allerdings fällt es wiederum auf, dass die beiden Autoren der „Welt“- Enthüllung sich sehr für ihre Geschichte einsetzen. Sie intervenierten bei den Autoren des „Manager Magazin“, Katharina Slodczyk und Martin Noé, weil diese in einem Interview mit Friedrich (völlig korrekt) darauf hingewiesen hatten, dass der „Welt“ nur Auszüge aus Friedrichs Stasi-Akte vorgelegen habe und somit für Entlastendes eher wenig Raum geblieben sei. Ähnlich hatte bereits der „Spiegel“ berichtet, als er nachzeichnete, wie Friedrich in das Radwerk der Stasi geriet und erheblich unter Druck gesetzt worden war und es zu ihm eine Spitzel- wie eine Opfer-Akte gibt. Das alles schmeckte den „Welt“- Autoren nicht.
Wurde Friedrich also womöglich zu hart angefasst von der „Welt“? So hat es Markus Wiegand, Chefredakteur in „kress pro“ (Oberauer Verlag) anklingen lassen. Und wieder verspürten die beiden „Welt“-Autoren Uwe Müller und Christian Meier den Rechtfertigungsdruck und antworten – dieses Mal mit einem Leserbrief (!), dass dem nicht so sein könne. Entlastendes habe man sehr wohl zu Friedrich geschrieben, auch dass er von der Stasi unter Druck gesetzt und mit Ermittlungen wegen Landfriedensbruch verfolgt worden sein.
Alles recht und gut, meine Herren und Damen. Aber, bitt’schön! Wo kommen wir da hin, wenn jetzt jeder Autor/Autorin oder jedwede Redaktion auf anderslautende Berichterstattung mit Leserbriefen oder am besten noch Gegendarstellungen, einstweiligen Verfügungen und Schadensersatzforderungen antworten würde? Hat denn nicht jeder ein Presseerzeugnis bei der Hand, in dem er seine Version der Dinge erzählen kann? Also: Benehmt’s Euch entsprechend!
Weiteres Branchengeflüster in der "Wirtschaftsjournalist:in".