Wie digitale Wirtschaftsberichte bei Nutzern ankommen. Details von dpa-Produktmanagerin Katja Fleischmann
Das Interesse an Unternehmensberichterstattung ist erstaunlich groß – wenn die richtigen Themen und Formate gewählt werden. In einem verlagsübergreifenden Projekt werten Schickler und dpa aus, wie digitale Inhalte bei Nutzern ankommen. Details von dpa-Produktmanagerin Katja Fleischmann.
Wie sehr trägt Wirtschaftsberichterstattung dazu bei, Abonnenten zu gewinnen?
Die Leser begeistern sich für Wirtschaftsartikel zu regionalen Unternehmen. Dabei geht es sowohl um die Situation großer Unternehmen vor Ort als auch von Handwerkern und Einzelhändlern, zum Beispiel Bäckereien und Fleischereien. Ein Blick in die Daten zeigt: Geschichten über regionale Unternehmen erreichen überdurchschnittlich hohe Quoten bei Media Time und Conversions.
Und wo stehen Wirtschafts- und Finanzthemen in der Lesergunst?
Was wir sehen: Leser interessieren sich sehr für „Unternehmen“. Sieben Prozent der Media Time aller 21 Themenbereiche entfallen auf diese Kategorie, das entspricht Platz vier hinter Kriminalität, Politik und Katastrophen. „Wirtschaft“ nimmt mit einem Anteil von rund zwei Prozent Media Time den 14. Platz ein.
Wie lang ist der optimale Artikel im Wirtschaftsressort – und welches Format hat er, zum Beispiel Interview, Listicle, Kommentar?
Bleiben wir bei regionalen Unternehmen: Es werden derzeit noch überwiegend klassische Nachrichtenberichte geschrieben und veröffentlicht, die Leser nutzen aber am intensivsten Newsblogs und Reportagen. Zudem tragen Reportagen und Porträts überdurchschnittlich stark zu Abo-Abschlüssen bei. Hier zeigt sich eine Diskrepanz zwischen dem redaktionellen Angebot und der Nutzung durch die Leser. Das bedeutet: Die Redaktionen müssen gezielter produzieren. Um näher an die Leser heranzurücken, braucht es mehr Vielfalt in den Genres – und auch bei den Leserbedürfnissen.
Was wissen Sie konkret über die Leserbedürfnisse?
Unsere Analysen zeigen: Neben den News wünschen sich Leser auf den regionalen Portalen inspirierende Geschichten. Dabei geht es zum Beispiel um neue Konzepte in Traditionsbranchen wie der Landwirtschaft, um den Prozess eines Generationenwechsels in Unternehmen und die Rettung eines Dorfladens. Auch einordnende Artikel sind wichtig, wie etwa ein Beitrag, der die Hintergründe einer Ladenschließung beleuchtet. Zum Beispiel: Waren es altersbedingte Gründe? Warum findet sich kein Nachfolger? Es zeigt, dass die Menschen Probleme und Sachverhalte verstehen und verschiedene Perspektiven kennenlernen wollen.
Ob sich Personalisierung auszahlt und welche Erkenntnisse Redaktionen aus den dpa-Erkenntnissen ziehen können, lesen Sie in der Langfassung des Interviews mit Katja Fleischmann zusammen mit Ole Martin von Schickler in der aktuellen Ausgabe der "Wirtschaftsjournalist:in".