Wieso Anlegermagazine nicht auf boulevardeske Schlagzeilen verzichten – und weshalb es wirklich eine gute Idee war, nicht Steuerberater zu werden.
Bernd Förtsch ist 60 und Multimillionär, ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. Seine Börsenmedien AG hat Rekordjahre und Megamargen erzielt. Durch den Erwerb des Finanzen Verlags sind die Weichen auf Wachstum gestellt. Ein Gespräch über Förtschs ramponiertes Image in den Medien, warum er lieber Geld von Lesern als von Werbekunden nimmt, wieso Anlegermagazine nicht auf boulevardeske Schlagzeilen verzichten – und weshalb es wirklich eine gute Idee war, nicht Steuerberater zu werden.
Herr Förtsch, Sie geben sehr selten Interviews und sind auch in der Medienfachpresse so gut wie gar nicht präsent. Warum eigentlich?
Ich dränge mich nicht in den Vordergrund, bin aber offen, wenn ich angefragt werde und es um Themen geht, zu denen ich wirklich etwas sagen möchte. Deswegen sitzen wir hier zusammen.
Es hat in all den Jahren doch sicher nicht an Anfragen gemangelt, oder?
Oft ging es um Einzelaspekte, ohne dass der Kontext für mich erkennbar war. Und der ist mir schon wichtig. Ich habe gerade in den 2000er Jahren diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht. Die muss ich nicht noch einmal machen.
Sie meinen vor allem die „Wirtschaftswoche“, die Sie zum Beispiel in einem längeren Artikel nach der Übernahme des Finanzen Verlags als „fragwürdige Figur“ bezeichnet hat?
Na ja, wir werden wahrscheinlich keine Freunde mehr. Das geht schon viele Jahre so. Offenbar hat man dort einen Narren an mir gefressen. Verstehen kann ich es nicht. Ich würde über Konkurrenten nicht so schreiben.
Im Grunde drehen sich Kritik und Vorwürfe immer wieder darum, dass Sie Ihre publizistische Rolle und eigene Börsenaktivitäten nicht sauber trennen.
Die Publikationen der Börsenmedien AG berichten nun mal über Finanzmärkte – und als Unternehmer und privater Anleger nehme ich mir die Freiheit, mein Geld auch in Aktien anzulegen. Da wir ein gut funktionierendes Compliance System implementiert haben, bin ich mir sicher, dass es keine unsauberen Praktiken gibt. Und würden wir einseitigen Journalismus machen, bekämen wir das sofort durch unsere Leser zu spüren.
Worauf kommt es an, um erfolgreich im Mediengeschäft zu sein?
Eine der wichtigsten Entscheidungen war sicher, dass wir uns ganz früh auf eines konzentriert haben: Wir verkaufen in erster Linie Inhalte an Leser – und nicht Reichweite an Werbekunden. Natürlich vermarkten wir unsere Medien, aber Anzeigen waren und sind für uns nicht das Kerngeschäft, tragen gleich wohl aktuell etwa 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Das Kerngeschäft machen wir aber mit dem Leser als direkten Kunden, der bereit ist, jede Woche 7,80 Euro für den „Aktionär“ oder 5,80 Euro für „Börse Online“ auszugeben.
Gruner + Jahr trennt sich von vielen Titeln. Wären Sie an „Capital“ interessiert, wenn es zum Verkauf stünde?
Ich glaube an die Stärke von Medien marken. „Capital“ ist eine starke Marke. Es ist aber nicht die einzige, die uns in teressieren würde. Ein Selbstläufer wäre „Capital“ nicht, aber auf welchen Titel trifft das schon zu.
Das komplette Titelinterview von Roland Karle ist zu lesen
in der aktuellen Ausgabe des Branchenmagazins "Wirtschaftsjournalist:in".