Das Zeitschriftengeschäft war Thomas Rabe lästig. Thomas Schuler hat für „Wirtschaftsjournalist:in“ aufgeschrieben, wie der Bertelsmann-Chef Thomas Rabe die Zerschlagung von Gruner + Jahr über viele Jahre zielstrebig und für den Konzern gewinnbringend verfolgte.
Für viele Beobachter ist die Zerschlagung die Konsequenz einer Entwicklung, die im August 2021 mit der Übernahme von G+J durch RTL – ebenfalls ein Tochterunternehmen von Bertelsmann – begann, so Thomas Schuler im Magazin „
Wirtschaftsjournalist:in“.
Rabe betonte damals, man wolle auf Synergien setzen und Redaktionen vernetzen, einen crossmedialen „Champion“ schaffen: „Es entsteht ein journalistisches Powerhouse mit der Inhalte-Kompetenz von mehr als 1.500 Journalistinnen und Journalisten.“ Durch die Fusion könnten beide Seiten ihr Potenzial besser ausschöpfen. Daraus wurde nichts.
Tatsächlich lassen sich die Ursachen der aktuellen Ereignisse nicht nur auf die RTL-Übernahme 2021 zurückführen. Entscheidende Grundlagen wurden vor mehr als zehn Jahren gelegt. Im Rückblick zeichnen sich die Schritte einer Strategie ab, die Rabe offenbar hartnäckig und zielstrebig verfolgte.
Aus Gesprächen mit Mitarbeitern von Gruner + Jahr, RTL und Bertelsmann lassen sich diese rekonstruieren. Die Grundzüge: Um die Strategie umzusetzen, musste der damalige Mehrheitsgesellschafter Bertelsmann, der zunächst 75 Prozent der Anteile hielt, den Minderheitsgesellschafter Jahr (25 Prozent) zum möglichst günstigen Verkauf seiner Anteile bringen. Schließlich wurden weniger lukrative Teile mit hohen Gewinnen verkauft und andere, die mehr Wachstum versprachen, dem Mutterkonzern einverleibt.
Am Ende war nur noch ein Rest übrig, den Bertelsmann mit geringeren Gewinnen hätte weiter führen können. Stattdessen wird er nun – weil er kaum mehr Gewinne einbringen würde – zerschlagen und teilweise verscherbelt.
Aktuell wurde Anfang Mai bekannt, dass die TV-Werbeeinnahmen im ersten Quartal massiv gesunken sind und der RTL Group das Geschäft erschwert haben. Die Folge ist ein Umsatzminus von neun Prozent, das durch ein kräftiges Plus im Streamingbereich längst nicht ausgeglichen werden konnte.
"Im Rahmen unserer Erwartungen waren die TV-Werbemärkte im ersten Quartal sehr herausfordernd." Mit diesen Worten fasst Thomas Rabe, CEO der RTL Group, die äußerst ernüchternden Geschäftszahlen des ersten Quartals 2023 zusammen.
Konkret sank der Gesamtumsatz der RTL Group um 9,0 Prozent auf 1,422 Milliarden Euro - was einerseits auf deutlich geringere TV-Werbeeinnahmen zurückzuführen ist, aber auch auf die Veräußerungen von RTL Belgium und RTL Croatia. Der Gesamtumsatz sank organisch um 7,7 Prozent.
Was Thomas Rabe auf Vorwürfe sagt, er habe die Zahlen von G+J schlecht gerechnet, und wie er den Rückhalt der Eigentümerfamilie Mohn erklärt, lesen Sie im Magazin „Wirtschaftsjournalist:in“.