Finanz- und Wirtschaftsjournalisten wollen keine gegenderten PR-Texte. Das ist das Ergebnis einer Online-Befragung der PR-Agentur redRobin unter 55 Redakteurinnen und Redakteuren. Mit 84 Prozent ist die Quote der Ablehnung hoch. An der Umfrage nahmen größtenteils Männer teil, nur 16 Antworten kamen von Frauen.
Besonders hoch ist die Präferenz für eine genderneutrale Sprache bei Männern: 94 Prozent der Teilnehmer wünschen sich Pressetexte ohne Sternchen, Doppelpunkt oder Binnen-I. Von den befragten Frauen wollen über die Hälfte (56 Prozent) keine gegenderten Texte erhalten, 38 Prozent der Redakteurinnen bevorzugen PR-Texte, die sprachlich auf die Vielfalt möglicher Geschlechtsidentitäten hinweisen.
In den Texten des eigenen Mediums gendern nach eigenen Angaben aktuell nur 5 von 55 Befragten (9 Prozent), das entspricht 19 Prozent der befragten Frauen und 6 Prozent der Männer. Bei 67 Prozent aller Redakteurinnen und Redakteure wird in den eigenen Medien nicht gegendert, weitere 20 Prozent geben an, dass geschlechtsbezogene Formulierungen derzeit von einigen Kollegen oder in einigen Texten eingesetzt werden.
Unter den Befragten, die den Geschlechtsidentitäten in der Sprache mehr Raum geben wollen, ist eine grafische Lösung mit Stern oder Doppelpunkt der Favorit, sechs von elf Teilnehmern präferieren diesen Weg. Vier Befragte setzen auf eine ausgeschriebene Doppelnennung wie „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Den durchgehenden Einsatz von Partizip-Konstruktionen wie „Arbeitnehmende“ oder „Anlegende“, die ebenfalls als genderinklusive Formulierungen vorgeschlagen werden, findet nur ein Teilnehmer sinnvoll.
Das generische Maskulinum bleibt auch in der Zukunft der Favorit der deutschsprachigen Finanz- und Wirtschaftspresse: Laut drei Viertel der Befragten (76 Prozent) gibt es in ihrem Medium keine Pläne, Geschlechtsidentitäten sprachlich stärker in den Vordergrund zu rücken, 13 Prozent geben an, dies sei für die Zukunft geplant.
Immer mehr Unternehmen spüren den Bedarf, zu diesem Thema Stellung zu beziehen: Laut einer Umfrage der „WirtschaftsWoche“ im Sommer 2022 haben bereits 64 Prozent der DAX-40-Firmen eine Mitarbeiter-Leitlinie zu ihrem Umgang mit dem Thema verfasst, ob, wie und mit welchen Zielgruppen auf welche Weise kommuniziert werden kann, sollte oder muss. In der Bevölkerung gibt es derzeit keine Mehrheit für diesen sprachlichen Wandel: Nach einer Umfrage von Infratest Dimap für die „Welt am Sonntag“ von 2021 lehnen 65 Prozent der Befragten eine gegenderte Sprache ab.
Auch der Rat für deutsche Rechtschreibung spricht sich gegen die Aufnahme von Sonderzeichen im amtlichen Regelwerk aus. Der Rat hatte zuletzt im März 2021 erneut betont, dass die Sprache es ermöglichen solle, wesentliche Sachverhalte und Kerninformationen zu erfassen. Die Nutzung von Sonderzeichen zur Kennzeichnung verschiedener Geschlechtsidentitäten widerspreche dem Ziel, dass Sprache sachlich korrekt, verständlich, vorlesbar und auf verschiedene deutsche Sprachräume übertragbar sein solle.
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