Nicht jeder taugt als Unternehmer. Wer bessere Chancen in der Selbstständigkeit hat, erklärt Ulric Papendick, Direktor der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft, im Interview mit Wolfgang Messner.
Herr Papendick, knapp 20 Prozent der KJS-Absolventen sind laut Ihrer eigenen Studie selbstständig tätig. Eine Quote, die Sie überrascht?
ULRIC PAPENDICK: Nicht wirklich. Wir haben unter unseren Ehemaligen einige sehr erfolgreiche Selbstständige, zum Beispiel die Redaktionsbüros Wortwert, JP4 und dreimaldrei, die alle von Absolventinnen und Absolventen der Kölner Journalistenschule gegründet wurden. Für junge Wirtschaftsjournalistinnen und -journalisten ist das mittlerweile eine echte Alternative zu einer festen Anstellung als Redakteurin oder Redakteur, auch im finanziellen Sinne.
Bereiten Sie Journalisten an der Schule auf eine Karriere als freiberufliche Journalistin oder als Unternehmer vor?Wir versuchen es. Es gibt in unserer Ausbildung einige Seminare, die sich mit den praktischen Aspekten der freiberuflichen journalistischen Arbeit beschäftigen: Worauf muss ich bei einem Pitch achten? Wie verhandele ich um das Honorar?
Derzeit sind viele Redaktionsstellen vakant, die Chancen für eine Festanstellung gut. Hat der Journalistennachwuchs Lust darauf, was Eigenes zu machen – oder wird der Angestelltenjob bevorzugt?Das hängt natürlich sehr vom Einzelnen ab. Aus Gesprächen mit unseren Studierenden weiß ich, dass sich manche in einem Redaktionsverbund und in fester Anstellung wohler fühlen. Andere hingegen steuern ganz gezielt auf eine Selbstständigkeit hin.
Sind Wirtschaftsjournalisten durch ihre ökonomische Kompetenz als Gründer besser geeignet und oftmals stärker motiviert? Ich glaube schon. Unsere Studierenden kommen im Verlauf der Ausbildung mit erfolgreichen selbstständigen Journalistinnen und Journalisten in Kontakt und können relativ schnell erkennen, dass diese Form des Arbeitens eine Reihe von Möglichkeiten und Chancen mit sich bringt, auch was den Verdienst angeht. Wobei es nicht nur darum geht: Viele junge Kolleginnen und Kollegen schätzen an der Freiberuflichkeit auch die Unabhängigkeit und die flachen Hierarchien in den Redaktionsbüros.
Wenn Ihre Schüler Sie um Rat fragen, ob sie lieber angestellt oder selbstständig arbeiten sollen: Worauf kommt’s an? Man muss wissen, worauf man sich als Selbstständiger einlässt: Phasenweise sehr hohe Arbeitsbelastung, das Risiko, bei einem Pitch leer auszugehen, also auch immer ein gewisses finanzielles Risiko. Und man muss das Selbstbewusstsein mitbringen und den Willen, sich gut zu verkaufen. Das liegt nicht jeder und jedem, manche junge Kolleginnen und Kollegen wollen sich lieber ganz auf ihre Recherchen und auf das Schreiben konzentrieren. Insoweit würde ich es immer auch ein wenig vom Typ abhängig machen, ob ich einer Schülerin oder einem Schüler rate, sich selbstständig zu machen.
Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Magazins
"Wirtschaftsjournalst:in".