Das Verbraucherportal Finanztip.de verschickt den erfolgreichsten journalistischen Newsletter deutscher Sprache. Wie hat die Redaktion um Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen das in weniger als zehn Jahren geschafft? Sieben Fragen, sieben Antworten - von Wolfgang Messner.
1. Wie kam es zu finanztip.de?
Die Domain finanztip.de gibt es schon seit 1996, weswegen sie auch mit einem "p" nach alter Rechtschreibung geschrieben wird. Die Seite gehörte ursprünglich einem Hamburger Onlinejournalisten und war ein Sammelsurium vor allem von Steuerspar- und Rechtstipps. Im Jahr 2013 kauften die beiden Online-Unternehmer Robert Haselsteiner und Marcus Wolsdorf die Webseite und gestalteten sie komplett um. Die ehemaligen Goldman-Sachs-Investmentbanker hatten 1999 den Baufinanzvermittler Interhyp gegründet, erfolgreich etabliert und dann an die niederländische ING verkauft - ihr Anteil belief sich laut "Manager Magazin" auf rund 134 Millionen Euro. 4,5 Millionen Euro davon investierten sie als zinsloses Darlehen in Finanztip.
Zunächst bauten sie in München eine Redaktion auf, bestehend aus Finanzjournalisten und SEO-Experten. Entscheidend war, dass die Gründer 2014 Hermann-Josef Tenhagen, damals Chefredakteur von "Finanztest", für sich gewinnen konnten. Im Oktober 2014 zog die Redaktion nach Berlin um. Der Standort München wurde beibehalten. Heute sitzt dort neben dem Newsletter-Team auch die Social-Media-Redaktion.
Finanztip gehört der gemeinnützigen Finanztip Stiftung, die wiederum 100 Prozent der Anteile der (operativen und nicht gemeinnützigen) Finanztip Verbraucherinformation GmbH hält.
2. Wie haben die Macher Finanztip etabliert?
Finanztip.de entwickelte sich im Internet schnell zu einem wichtigen Ratgeber in Verbraucher- und Finanzthemen wie Versicherung, Vorsorge, Konto, Geldanlage oder Energie. Die Artikel sind bis heute kostenlos abrufbar mit dem Ziel, die Leser bei wichtigen finanziellen Entscheidungen zu unterstützen und ihnen zu zeigen, wie sie zu den günstigsten Angeboten kommen.
Im Oktober hat Finanztip die Marke von mehr als einer Millionen Abonnenten überschritten und ist damit der erfolgreichste journalistische Newsletter deutscher Sprache. Neben der Website, dem Newsletter und seit Juli auch der Finanztip-App gibt es einen erfolgreichen Youtube-Kanal mit 388.000 Abonnenten, einen Tiktok-Kanal mit 350.000 Followern sowie drei Podcasts. Insgesamt arbeiten für Finanztip rund 60 Mitarbeiter, die allermeisten davon sind fest angestellt.
Finanztip ist laut Chefredakteur Tenhagen deshalb so erfolgreich, weil die Leser einen realen Nutzwert aus den Beiträgen ziehen können, die ihnen einen Mehrwert bescherten. Beispielsweise hätten seit Juli rund 400.000 Leserinnen und Leser den Finanztip-Ratgeber zur Grundsteuer gelesen. Die extra gelieferte Ausfüllhilfe für die Grundsteuererklärung habe rund 90.000 Neuanmeldungen generiert und die Zahl der Neuabonnenten des Newsletters binnen eines Vierteljahres verdoppelt.
Die Omnipräsenz von Chef Tenhagen hilft ebenfalls. Der 59-jährige Ex-taz-Journalist ist spätestens seit der Finanzkrise als Erklärer für Finanz- und Verbraucherthemen Dauergast in TV-Talkshows. Außerdem schreibt er seit 2014 jeden Samstag Kolumnen auf spiegel.de, die auf 50.000 bis 800.000 Abrufe kommen. Die Themen: die Gaspreisbremse, warum die Krankenkassen teurer werden oder wie man eine Überziehung des Bankkontos vermeidet.
Warum ist Finanztip heute erfolgreich? Wie reaktivieren die Macher inaktive Newsletter-Empfänger? Wie wichtig ist Social Media? Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wohin soll es für finanztip.de gehen? Lesen Sie den kompletten Beitrag in der Ausgabe des Magazins
"Wirtschaftsjournalist:in".